KinderWissen (Foto: ©Florian Koch)

KinderWissen

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Unser Besserwisser-Archiv

Neue Gedankenräume erobern.

In ein Foto eintauchen

12.06.2025

Stell dir vor, du bist im Urlaub und entdeckst eine interessante Ruine.
Natürlich fotografierst du sie mit deinem Handy, um sie später deinen Freunden zu zeigen. Wäre es aber nicht klasse, wenn ihr richtig in das Foto eintauchen und euch darin bewegen könntet? Daran forscht Timon Scholz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Computergraphik der TU Braunschweig. „Wir bringen einem Computer bei, aus einem Foto eine virtuelle 3D-Welt zu erschaffen.”
Das heißt, mit genügend Fotos könnte der Computer z.B. die Ruine aus deinem Urlaub in einer virtuellen Welt, ähnlich wie in einem Videospiel, abbilden. „Und zwar so gut, dass wir uns eine VR-Brille aufsetzen könnten und uns in der erstellten Welt frei bewegen könnten.” Während des Bauens kann man dem Computer auf dem Bildschirm dabei zugucken. „Am Anfang sieht man ein graues Flimmern auf dem Bildschirm. Dann beginnt der Computer aus den Bildern die Welt nachzubauen.” Manchmal erkennt der Computer Dinge zunächst falsch. Das passiert wie bei optischen Täuschungen, sodass die Szene zwar aus einer Perspektive richtig wirkt, die Objekte aber tatsächlich an einer ganz anderen Stelle liegen, oder eine ganz andere Größe haben. Genau hier hilft es dem Computer dann, die Szene aus einer neuen Perspektive anzusehen.
„Vielleicht schafft der Computer in der Zukunft auch 3D-Welten mit Hilfe von alten Fotos zu erstellen.” Wie cool wäre es, mit einer 3D-Brille in eine Welt aus alten Fotos einzutauchen – vielleicht sogar in eine Zirkusshow?

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Maike Golbach
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 12.06.2025)

Einfach schön!

05.06.2025

Welche Gründe gibt es wohl, um die Farbe der Haare zu ändern? Einige möchten vielleicht mehr auffallen, schöner aussehen oder es macht einfach Spaß und Freude, einmal ganz anders auszusehen. Der Bartgeier färbt sich das ursprünglich weiße Gefieder an Kopf, Hals und Körperunterseite ockerrot ein. Warum er das macht, ist ein Rätsel. Diesem Geheimnis sind Vogelliebhaber und Forschende schon lange auf der Spur.

Zumindest wie sich die Bartgeier ihr Gefieder färben, ist geklärt. Sie baden in eisenhaltigen Schlammquellen. Süß finde ich, dass sie dies heimlich machen, um ganz ungestört baden zu können. Doch warum nur? Sollte dies etwa gegen Bakterien wirken? So könnten nicht nur die Altvögel, sondern auch die Eier und später die Jungvögel geschützt werden. Schöne Theorien, die erstmal sehr plausibel klangen. Doch leider wirkt die Farbe laut Laborversuchen weder gegen Bakterien noch gegen Parasiten. Bleibt also bisher „nur“ die Feststellung, dass die Geier sich dank der Farbe vielleicht einfach toll, schön und attraktiv finden.

Der Bartgeier wurde in den Alpen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Eine Wiederansiedlung wurde vor rund 40 Jahren in Österreich gestartet. Auch Bayern beteiligt sich an dem Projekt.

Der Bartgeier erhielt seinen Namen wegen des auffälligen Kinnbarts, den sowohl Männchen als auch Weibchen besitzen. Mit einer Flügelspannweite von rund 3 Metern zählt der Bartgeier zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Der Bestand an Bartgeiern in den Alpen beträgt derzeit rund 300 bis 400 Tiere. Deswegen wird die Auswilderung fortgeführt, bis es wieder ausreichend Vögel gibt.

Der Bartgeier frisst Aas und dabei auch die Knochen. Ja, Knochen richtig! Damit kann er sich hervorragend ernähren, da er um diese Nahrung nicht streiten muss. Sie enthalten auch noch genügend Eiweiß, Fett und Mineralstoffe, um davon satt zu werden. Die sehr starke Magensäure des Geiers wird damit locker fertig.

phaeno Wolfsburg

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 05.06.2025)

Musik lesen

15.05.2025

Stell dir vor, du hast eine tolle Melodie erfunden – aber nach einer Woche hast du sie vergessen. Ganz schön ärgerlich. Darum gibt es Noten. Dr. Jonas Wolf, wissenschaftlicher Mitarbeiter für historische Musikwissenschaft an der TU Braunschweig, erklärt: „Zum einen sind Noten eine Form von Aufbewahrung und Informationsweitergabe, sie sorgen also dafür, dass wir Musik nicht vergessen. Sonst würden wir heute zum Beispiel nicht wissen, welche musikalischen Ideen Beethoven hatte.“

In den Noten können Musiker Angaben finden, wie sie das Stück interpretieren sollen – etwa laut oder leise. Orchester benötigt Noten, um zusammen spielen zu können und Stücke zu lernen. „Es gibt Belege, die zeigen, dass schon die alten Ägypter Musik schriftlich festgehalten haben.” In Europa haben besonders Mönche in Klöstern geholfen, unsere heutige Notenschrift zu entwickeln. Sie hatten eigene Gesänge, sogenannte Choräle. Als Gedächtnisstütze beim Singen und zur Weitergabe an folgende Generationen brauchten sie eine gemeinsame Art, die Musik aufzuschreiben. Ausgehend von der Choralnotation entstanden schließlich die fünf Notenlinien, wie wir sie heute kennen.

Aber reichen fünf Linien für so viele Töne? Wolf erklärt: „Stimmen und Instrumente haben sehr verschiedene Lagen – von sehr hoch bis ganz tief. Es gibt so viele Töne, die wir notieren können, dass man eigentlich ganz viele Hilfslinien benötigen würde. Damit man Musik für unterschiedliche Stimmen und Instrumente übersichtlich aufschreiben kann, nutzt man verschiedene Notenschlüssel. Am häufigsten sind der Violinschlüssel für hohe Töne und der Bassschlüssel für Töne, die tiefer sind.”

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Maike Golbach
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 15.05.2025)

Bunte Vögel

08.05.2025

In einem Busch in der Leonhardstraße habe ich am Wochenende in Braunschweig einen Stieglitz gesehen. Ein kurzer Blick auf ihn und schon war der bunte Vogel wieder im Blätterwerk verschwunden. Mit seiner rot-schwarzen Gesichtsmaske ist der Vogel, auch wenn man ihn nur einen kurzen Moment sieht, wirklich unverkennbar. Nach der Maske folgen weiße Halsseiten und ein schwarzer Oberkopf sowie Nacken. Fliegt er, ist das leuchtend gelbe Flügelfeld sehr auffällig. Der kleine Vogel ist auch unter dem Namen Distelfink bekannt, da er sich gerne über die Samen von Disteln, Karden und Kletten hermacht. Er ist etwas kleiner als ein Spatz. Mit seinem spitzen Schnabel und akrobatischen Fähigkeiten kommt er geschickt an die vielfältigsten Samen heran. Jetzt interessiert er sich aber auch für Insekten, da er schon mittendrin in der Brutzeit ist. Männchen und Weibchen sind beim Stieglitz kaum zu unterscheiden. Ich habe mich sehr gefreut, den kleinen Vogel zu entdecken. Denn er macht schon durch seine bunte Färbung einfach gute Laune! Außerdem ist der Stieglitz in Deutschland (noch) sehr zahlreich anzutreffen und gilt als nicht gefährdet. Auch ein Grünspecht ist mir noch begegnet. Er ist viel größer als ein Buntspecht. Obwohl er besonders an den Flügeln intensiv grün gefärbt ist, einen roten Oberkopf und Nacken sowie eine schwarze Gesichtsmaske trägt, übersieht man ihn dennoch leicht. Er sucht nämlich oft am Boden nach Ameisen. Erschwerend kommt hinzu, dass er meist kurz nach Sonnenaufgang zu beobachten ist und danach, wenn draußen mehr los ist, kaum noch gut zu entdecken ist.

Science Center für Jung & Alt in Wolfsburg - phaeno

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 08.05.2025)

Schwanennest

10.04.2025

Es ist endlich Frühling. Viele Vögel sind schon fleißig mit dem Nestbau oder der Brut beschäftigt. Besonders früh waren die Stare dabei, ihre Kolonie am Braunschweiger Altewiekring in den Platanen wieder zu besetzen. Ihren Fleiß beobachte ich fast jeden Tag. Dass Platanen besonders gut für Höhlenbrüter geeignet sind, kann man gut sehen. Alte Spechthöhlen werden dankbar angenommen.

Einen viel größeren Vogel konnte ich am Samstag in Hannover direkt beim Nestbau aus gebührender Entfernung beobachten. Direkt am Rathaus gibt es den Maschteich. Dort findet sich jedes Jahr ein Schwanenpaar ein und baut im Schilf sein Nest. Da hier sehr viel Publikumsverkehr ist, wurde das Nest mit Zäunen geschützt. Die Schwäne scheinen dieses Vorgehen zu kennen. Denn tatsächlich kann man nun die Schwäne in Ruhe betrachten, ohne dass sie sich gestört fühlen. Schwäne können nämlich am Nest sehr aggressiv sein. Zur Wasserfläche hin gibt es natürlich keinen Zaun, sodass die Schwäne einfach das Nest verlassen können. Der Schwan, den ich beobachtete, ging bei seinem Nestbau sehr strukturiert vor und arbeitete in einem gleichbleibenden Rhythmus. Er stand auf seinen Schwimmfüßen im Nest, das schon sehr groß war. Dennoch war der Schwan wohl noch nicht zufrieden. Mit seinem Schnabel suchte er beständig neues Nistmaterial im abgestorbenem Schilfbereich. Dabei dreht er sich im Kreis herum und verbesserte sein Werk mit größeren und kleineren Zweigen. So wird er langsam eine Nesthöhe erreichen, die auch bei steigendem Wasserstand nicht im Wasser versinkt. Den Nestbau absolvieren beide Elternteile. Brüten wird dann in der Regel meist nur das Weibchen.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 10.04.2025)

Orchester mit Kapitän

03.04.2025

Hast du das schon einmal beobachtet: Der Dirigent steht vor dem Orchester, zückt einen kleinen, dünnen Stock und fängt an, ihn vor den Musikern hin und her zu schwingen, während das Orchester das Stück perfekt spielt. Warum steht er dort, wofür braucht er überhaupt einen Stock und wie lange dauert es, bis ein Orchester ein Stück gut spielen kann?

Der Dirigent sorgt dafür, dass alle Musiker, die im Orchester sitzen, harmonisch zusammenspielen können. Natürlich wissen die Profimusiker durch ihre Noten, was sie tun müssen, aber in einer so großen Gruppe koordiniert zusammenzuspielen ist mit einem Dirigenten deutlich einfacher.

„Der Dirigent bringt die einzelnen Musiker zusammen, damit sie ein großer Klangkörper sind,” erklärt Alexander Sinan Binder, der erste Kapellmeister des Braunschweiger Staatsorchesters, „er ist also der Kapitän des Orchesters.”

„Der Stock in seiner Hand, auch Taktstock oder Dirigentenstab genannt, verlängert den Arm des Dirigenten und hilft den Musikern, die Bewegungen einfacher zu sehen. Besonders den Musikern, die etwas weiter hinten im Orchester sitzen und große Instrumente vor sich haben.”

Von diesen Taktstöcken gibt es verschiedene Arten. Manche sind aus Holz, manche sind besonders leicht und manche sind besonders verziert. Alexander Sinan Binder erzählt, dass jeder Dirigent den Taktstock suchen muss, der zu ihm passt. „Es ist ein bisschen wie bei Harry Potter mit den Zauberstäben, man muss verschiedene ausprobieren, bis man den richtigen findet.”

Außerdem erklärt er, dass nicht jeder Dirigent einen Taktstock benutzt, es ginge auch nur mit den Händen und Armen. So habe man nämlich den Vorteil, dass der Taktstock nicht aus der Hand fliegen kann.

Aber wie lange dauert es, bis ein Orchester ein Stück gut kann? Alexander Sinan Binder antwortet: „Das ist ganz abhängig vom Stück. Es kommt auf die Länge, den Stil und die Fähigkeiten des Orchesters an.”

In Braunschweig braucht es durchschnittlich drei bis vier Orchesterproben und zusätzlich Einzelproben der Musiker, bis das Stück für die Aufführung bereit ist.

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 03.04.2025)

Was ist alt?

27.03.2025

Immer dann, wenn ich Altersrekorde von Tieren, Pflanzen oder Pilzen sehe, frage ich mich, was eigentlich ein hohes Alter ist. Neulich habe ich über das Alter einer Sturmmöwe gestaunt. Sturmmöwen kommen vor allem an der Küste, aber auch im Binnenland vor. Sie sind größer als Lachmöwen und deutlich kleiner als die Silbermöwe. Die Sturmmöwe wird wegen des Aussehens oft als kleine Schwester der Silbermöwe bezeichnet. Ihr Alter kann jedoch über 33 Jahre betragen! Ihr hohes Alter hat sie einem Trick zu verdanken: Bei ihrem Namen könnte man vielleicht denken, dass sie sturmerprobt und kein Wind ihr stark genug ist. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Sie trägt ihren Namen, da sie bei stärkerem Wind ins Binnenland flüchtet. Ganz schön schlau, oder? Im Gegensatz zu Möwen traut man Bäumen jedoch sofort ein hohes Alter zu. Besonders beeindruckt hat mich die Kaiser-Lothar-Linde in Königslutter. Ihr Alter wird auf sagenhafte 850 bis 900 Jahre geschätzt. Dieser sehr ausladende Baum hat es sogar auf die Liste alter Baumexemplare in Niedersachsen geschafft, die z. B. auf Wikipedia abgerufen werden kann.

Bäume leben mit Pilzen zusammen, deren Pilzgeflecht – das sogenannte Mycel – im Boden liegt. Daraus entstehen im Herbst an bestimmten Standorten oft auch essbare Fruchtkörper wie Steinpilze. Natürlich kommen auch giftige Pilze vor. Die Standorte von Steinpilzen werden sogar über Generationen hinweg als Geheimplätze für eine gute Pilzernte weitergegeben. Die Mycelien von Pilzen im Boden können dabei sogar mehrere Tausend Jahre alt werden. Achte auch mal auf Altersrekorde! Man erfährt dabei ganz nebenbei sehr viel über das eigentliche Lebewesen.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 27.03.2025)

Herbarium

20.03.2025

Hast du im Frühling oder Sommer schon mal Blumen oder Blätter gesammelt und gepresst, um sie haltbar zu machen? In der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel liegt ein Herbarium, also eine Sammlung von getrockneten Pflanzen, denen handschriftliche Informationen zur Pflanze und zum Fundort beigefügt sind.

Aber was ist so besonders am Herbarium in der Herzog-August-Bibliothek? Dr. Thomas Biskup, Forscher in der Herzog-August-Bibliothek, erklärt: „Das Herbarium ist ca. 330 Jahre alt und stammt aus der frühen Neuzeit. Es ist das früheste Herbarium aus Norddeutschland und enthält ungefähr 1300 verschiedene Pflanzen aus unserer Region, dem jetzigen Niedersachsen.“

An diesen Pflanzen lässt sich viel erkennen, so Thomas Biskup: „Wenn man die getrockneten Pflanzen mit den heute wachsenden Pflanzen vergleicht, kann man sehen, wie sich die Landschaft und das Klima in den letzten 300 Jahren verändert haben, z. B. durch den Klimawandel und die Industrialisierung seit dem späten 18. Jahrhundert.“

Wie ist es aber möglich, dass die Pflanzen nach so langer Zeit noch gut erhalten sind? Thomas Biskup erklärt: „Das Herbarium wurde sehr sorgfältig geführt, für die getrockneten Pflanzen wurden Doppelseiten benutzt und sie wurden nicht übereinandergelegt. Außerdem hat das Papier, welches aus alter Kleidung hergestellt wurde, eine sehr gute Qualität, da es weich und saugfähig ist.” In dem Herbarium befinden sich auch Pflanzen aus Braunschweig, wie Thomas Biskup erzählt: „Es wurde auch ein Klatschmohn vom Nussberg im Östlichen Ringgebiet im Herbarium gesammelt.“

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 20.03.2025)

Superkräfte

13.03.2025

Am Sonntag hatte ich mir beim Spaziergang durch Braunschweig vorgenommen, mal ganz genau hinzugucken, wo Pflanzen und Co. überall wachsen können. An den alten Häusern am Ring entdeckte ich Bewuchs: Flechten haben sich auf den Steinen angesiedelt. Sie können diesen eher lebensfeindlichen Standort bewachsen, da sie eine Lebensgemeinschaft – eine Symbiose - bilden. Forschende finden dabei durch moderne Untersuchungen immer mehr Teilnehmer in dieser Gemeinschaft. Pilze, Algen und Bakterien können involviert sein. Auf meinem weiteren Weg fand ich auch an einer Okerbrücke „tapfere“ Flechten auf dem Gemäuer . Wegen der Feuchtigkeit konnte ich hier auch Moose entdecken. Dann entdeckte ich eine Buche, von der nur noch der Stamm übrig ist. Als sogenannter Biotopbaum sorgt sie so immer noch für viel Leben an und in dem Stamm. Baumpilze haben sich breit gemacht. So konnte der alte Stamm auch leichter von Spechten bearbeitet werden. In diesen Höhlen leben nun die unterschiedlichsten Insekten und Vögel. Mein Rückweg führte mich am Braunschweiger Bahnhof vorbei. Direkt am Ring beobachtete ich eine Starenkolonie in den Platanen. Diese Platanen bieten also vielen Mitbewohnern Raum, sorgen ganz nebenbei für unseren Sauerstoff, spenden Schatten und sehen auch noch gut aus! In unserem neuem Phaeno-Mitmachlabor in Wolfsburg geht es ab sofort jedes Wochenende und in den Osterferien genau um diese Superkräfte der Pflanzen - wie sie an Wasser kommen und wie Strukturen der Pflanzen unter dem Mikroskop aussehen.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 13.03.2025)

Monster im All

06.03.2025

Bestimmt hast du schon mal von Schwarzen Löchern gehört. Warum sie so heißen, erklärt Dr. Yasuhito Narita vom Institut für Theoretische Physik an der TU Braunschweig: „Schwarze Löcher sind meist ehemalige, massereiche Sterne, deren Teilchen nach einer sogenannten Supernova-Explosion kollabiert sind. Daraus entsteht dann ein Gebiet um den Sternkollaps mit einer so starken Schwerkraft, dass es keine Energie schafft, herauszukommen. Die Grenze um das Schwarze Loch, ab welcher nichts mehr entkommen kann, nennt sich Ereignishorizont.” Aber warum denken wir, dass das Gebiet schwarz ist?

„Da die Anziehungskraft so stark ist, schafft es sogar das Licht bzw. die Lichtenergie nicht, zu entkommen. Demnach ist das Gebiet eigentlich nicht schwarz, sondern hat einfach keine Farbe, weil kein Licht reflektiert oder ausgestrahlt wird”, erklärt der Wissenschaftler.

Die Schwärze ist also nur das Fehlen von Licht. „Es ist ein räumliches Gebiet im All, in dem die Schwerkraft alles in der Nähe hineinzieht und nichts rauskommen kann”, so Narita. „Alles was in die Nähe des schwarzen Lochs kommt, wird extrem verzerrt, wie Spaghetti. Ein Raumschiff würde nicht standhaft bleiben, sondern wird stark gedehnt und fällt ins schwarze Loch hinein.”

Narita fügt außerdem hinzu: „Manche Forscher bezeichnen schwarze Löcher sogar als Monster”, da sie so einschüchternd wirken können.” Die Sonne, welche auch ein Stern ist, entwickelt sich allerdings nicht in ein schwarzes Loch. „Dafür hat sie nicht genügend Masse, sie ist also zu klein”, erläutert der Universitätsprofessor.

 

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 06.03.2025)

Statt eckig rund

27.02.2025

Hast du schon einmal von Treiberameisen oder Wanderameisen gehört?
Diese Begriffe beschreiben eine Strategie von Ameisen in den Tropen und Subtropen. Zu bestimmten Zeiten gehen diese Ameisen in einem Heer, dem Millionen von Tieren angehören können, gezielt auf Raubzüge. Alle kleinen Tiere, die ihnen nicht ausweichen können, werden dann zur Beute der Treiberameisen. Doch erstaunlicherweise gibt es auch Insekten, die inmitten dieser Treiberameisen leben. Was muss man als Insekt machen, damit einem nichts passiert? Die meisten dieser Mitbewohner riechen einfach genauso wie der Haufen drumherum.
Darauf fallen die Treiberameisen offensichtlich herein und lassen die Eindringlinge in Ruhe. Hinzu kommt, dass manche Gäste den Treiberameisen ähnlich sehen. Da sich Treiberameisen untereinander abtasten, um sich zu erkennen, werden die Gäste nicht als fremd angesehen. Diese Gäste leben dann in einem wahren Schlaraffenland. Überall um sie herum gibt es genug Beute, die ihnen die Treiberameisen heranschaffen. Eine weitere Strategie ist, nicht gefangen zu werden. Die Treiberameisen kriegen ihre Beute mit großen Kieferzangen zu fassen. Wenn man aber nun größer als diese Kieferzangen und einfach sehr rundlich gebaut ist, geht das eben nicht so leicht. Du kannst diesen Trick auch einmal mit einer Pinzette ausprobieren.
Du musst einfach versuchen, mit einer kleinen Pinzette etwas Rundes und Glattes aufzunehmen oder etwas Kantiges.
Was gelingt dir leichter? Diese Strategien funktionieren so gut, dass Forscher:innen mittlerweile viele Insekten beschrieben haben, die inmitten dieser Treiberameisen leben.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 27.02.2025)

God morgon

20.02.2025

Goedemorgen, God morgon oder Good morning.
Auch wenn du kein Niederländisch, Schwedisch oder Englisch sprichst, kannst du wahrscheinlich verstehen, was gemeint ist: Guten Morgen.
Aber warum ähneln sich diese Sprachen?

Alle drei Sprachen gehören zur gleichen Sprachfamilie wie Deutsch, nämlich zum Germanischen.
Prof. Dr. Martin Neef vom Institut für Germanistik der TU Braunschweig erklärt: “Die germanische Sprachfamilie umfasst Deutsch, Englisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und Isländisch. Auch Flämisch, ein Dialekt des Niederländischen gehört dazu.”
Diese Sprachen haben eine gemeinsame Herkunft. “Forscher gehen davon aus, dass die germanischen Sprachen von einer gemeinsamen Vorläufersprache abstammen, die "Urgermanisch" genannt wird. Die Quellen dafür sind z.B. römische Geschichten oder auch Inschriften auf Stein”, erklärt Prof. Neef. “Diese Ursprache gehört zu den Indo-Europäischen Sprachen.”

Man kann die germanischen Sprachen in drei Gruppen aufteilen.
Prof. Neef erläutert: “Zu diesen Gruppen zählen Westgermanisch, Nordgermanisch und Ostgermanisch.
Zum Westgermanischen gehören Deutsch, Englisch, Niederländisch einschließlich des Flämischen sowie Afrikaans. Die nordgermanischen Sprachen sind Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und Isländisch, also die skandinavischen Sprachen.
Die ostgermanische Gruppe ist heute ausgestorben. Früher gab es Sprachen wie Gotisch, die von den Ostgermanen gesprochen wurden.”

Die germanischen Sprachen sind eine große Gruppe von Sprachen mit dem gleichen Stamm. “Sie haben viele Gemeinsamkeiten, weshalb man viele ähnliche Wörter und Grammatikregeln finden kann. Trotzdem hat sich jede Sprache im Laufe der Zeit auf ihre eigene Art und Weise entwickelt und verändert.
“Englisch wurde z.B. vom Keltischen und Französischen beeinflusst.”, erzählt Prof. Neef. 

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 20.02.2025)

Papagei auf der Wäscheleine

13.02.2025

Ein hellgrüner Papagei sitzt auf einer Wäscheleine und versucht, einen Bügel von der Leine zu schmeißen. Dabei turnt er, wie es sich für einen Papagei gehört, ordentlich herum. Er hält sich gut mit seinen Krallen fest, nimmt auch mal zusätzlich den Schnabel zu Hilfe und kommt auch kopfüber gut zurecht. Das Video, das mir meine Freundin geschickt hat, ist lustig anzusehen! Erst als ich das Video zum zweiten Mal angeschaut habe, habe ich verstanden, warum es so ungewöhnlich ist. Das Video war direkt von ihrem Balkon gefilmt worden! Und jetzt bekam ich eine ganz andere Blickweise auf den Papagei. Der fröhliche Geselle ist ein Halsbandsittich. Diese Papageien kommen ursprünglich in Afrika und Asien vor. Alle Vögel, die in Deutschland in freier Wildbahn leben, sind Nachkommen von Sittichen, die zum Teil vor über 40 Jahren aus Käfigen entkommen sind. Über tausend Vögel gibt es mittlerweile in Düsseldorf, und auch in anderen Städten in Deutschland kann man den Papagei antreffen. Seinem Namen hat der Halsbandsittich vom schwarzen – zum Teil auch rosafarbenen Halsring, der bei den Männchen gut zu sehen ist. Die Weibchen sind eher einheitlich grün. Beide haben einen roten Schnabel. Die Sittiche brüten in Baumhöhlen. Halsbandsittiche ernähren sich vegetarisch und knabbern gerne an Blüten, Knospen und Samen. Die Halsbandsittiche sind gesellige Tiere. Mit lauten Rufen treffen die Vögel außerhalb der Brutzeit abends an Schlafbäumen ein, um nach eingehender Unterhaltung gemeinsam dort die Nacht zu verbringen.

ᐅ phaeno ⇒ Die Experimentierlandschaft in Wolfsburg

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 13.02.2025)

Reise ins All

06.02.2025

Bestimmt habt ihr euch schon einmal gefragt, wie man Astronaut wird und ins Weltall reist. Darauf gibt es mehr als nur eine Antwort. Laut Frank Fischer, Leiter des DLR_School_Lab Braunschweig, benötigt ein „klassischer“ Astronaut auf der ISS ein naturwissenschaftliches oder ingenieurwissenschaftliches Studium, etwa in Physik, Chemie oder Medizin. Dazu kommen mehrere Jahre Berufserfahrung, etwa als Wissenschaftler oder Pilot. „Man muss gesund und sportlich sein, aber Leistungssportler mit zu viel Muskelmasse sind unerwünscht“, erklärt Fischer. Die Basisausbildung dauert etwa zwei Jahre, danach folgt eine missionspezifische Ausbildung von zwei bis drei Jahren, bevor es ins All geht. Typische Missionen zur ISS dauern etwa sechs Monate. Doch es gibt auch einen anderen Weg ins Weltall: die kommerzielle oder private Raumfahrt. „Damit können auch Menschen ins All reisen, die keine klassischen Astronauten sind. Das kostet jedoch sehr viel Geld“, erklärt Fischer. Diese Entwicklung ist vergleichbar mit den frühen Tagen der Fliegerei, als nur wohlhabende Menschen fliegen konnten, bis die Kosten sanken und die Luftfahrt für alle Menschen zugänglich wurde.

Auch bei der privaten Raumfahrt ist eine Grundausbildung nötig, etwa für das „Dragon“-Raumschiff von SpaceX. Diese dauert etwa ein Jahr und bereitet auf die sehr speziellen Anforderungen vor. Die private Raumfahrt eröffnet viele neue Möglichkeiten: „Neben wissenschaftlichen Experimenten könnten verschiedenste Produkte in der Schwerelosigkeit hergestellt werden. Auch Filme oder Musikvideos könnten im All gedreht werden. Die Raumfahrt steht am Beginn ihrer spannendsten Phase, die mit der Rückkehr zum Mond und dem Flug zum Mars gekrönt wird“, sagt Fischer.

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 06.02.2025)

Glitzerstaub

30.01.2025

Dienstag vergangener Woche um kurz nach 21 Uhr habe ich ein magisches Ereignis am Nachthimmel beobachtet. Kleiner Glitzerstaub schwebte in der Luft und war besonders gut im Licht der Straßenlaternen sichtbar. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es hat mich gleich in den Bann gezogen und verzaubert.

Dieses Ereignis braucht bestimmte Bedingungen, die so nicht immer vorhanden sind. Zuerst muss es einmal unter 0 Grad Celsius kalt sein. Wenn die Luft am Boden etwas kühler als die darüberliegenden Luftschichten ist, kann es zu diesem Phänomen kommen. Die wärmere Luft enthält mehr Feuchtigkeit als die kältere Luft. Wenn sich diese unterschiedlichen Luftmassen vermischen, bringt die kältere Luft die kleinen Wasserteilchen der wärmeren Luft zum Gefrieren. Und das Spektakel ist fertig! An den Polen kommt dieses Schauspiel aufgrund der kälteren Luft viel häufiger vor. Der Glitzerstaub heißt passenderweise Diamantstaub (englisch Diamond dust). Eine Kollegin erzählte mir, dass sie solchen Diamantstaub auch schon einmal im Harz gesehen hat. Sie erklärte mir, dass sie sogar durch den Diamantstaub ein Halo sehen konnte. Durch das Zurückwerfen und die Brechung des Sonnenlichtes an den Eiskristallen des Diamantstaubes konnte sie mehrere kreis- und bogenförmige bunte Lichterscheinungen sehen.

Das war bestimmt auch bezaubernd. Solche farbigen Lichterscheinungen können übrigens auch in Schleierwolken um die Sonne beobachtet werden. Diese Wolken kommen hoch oben in der Atmosphäre vor und bestehen auch aus vielen kleinen Eisteilchen. Es lohnt sich also aufmerksam durch die Natur zu gehen.

phaeno Wolfsburg

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 30.01.2025)

Badezeit früher

23.01.2025

Im Römischen Reich gab es öffentliche Badeanstalten, sogenannte Römische Bäder oder Thermen. Aber wusstest du, dass sie nicht nur fürs Baden genutzt wurden, sondern auch soziale Orte waren?

Bernadette Descharmes vom Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig erklärt: „In den Bädern gab es z. B. Bibliotheken, man konnte dort essen. Sport wie Gymnastik gehörte auch dazu.” Es stand also nicht nur die Hygiene im Vordergrund, sondern das allgemeine Wohlfühlen und Treffen von Bekannten. Natürlich wurde sich in den Bädern aber auch gewaschen und gepflegt. Descharmes: „Es gab Räume mit warmem und kaltem Wasser sowie Schwitzbäder, die einer Sauna ähnelten. Zum Säubern wurden statt Seife Pflegeöle genutzt, die man in großen Bädern vor Ort kaufen konnte. Auch Toiletten waren Teil der Bäder.
Sie wurden immer zusammen mit anderen benutzt. Gewärmt wurden die Wasserbecken mit Heizkesseln in den Kellerräumen und die Wände und Fußböden mit der warmen Luft einer Fußbodenheizung.” Die Bäder hatten also eine ausgeklügelte Technik.
Ob die Nutzung gemischt war, ist umstritten. „Es gab definitiv Bereiche nur für Frauen bzw. Männer oder Zeiten, in denen nur Frauen oder Männer die Bäder besuchen durften”, erzählt die Historikerin. Viele Menschen besuchten die Bäder täglich. Laut Descharmes gab es teure und günstige Bäder. Die reichen Bürger hatten meist große Villen mit eigenen luxuriösen Bädern und mussten die öffentlichen Bäder nicht nutzen.

Wenn man sich heute echte Römische Bäder anschauen möchte, kann man dies z. B. in Rom tun, wie der Name verrät. „Die Überreste der Caracalla-Thermen sind dort sehr bewundernswert”, schwärmt Descharmes.

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Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 23.01.2025)

Kormoran

16.01.2025

Als ich gestern Mittagspause am Mittellandkanal in Wolfsburg gemacht habe, habe ich einen Kormoran beobachtet. Dieser tauchte immer wieder tief in das Wasser ein, um Fische zu fangen. Als er genug hatte, setzte er sich an Land und versuchte, seine Flügel zu trocknen. Dabei sieht er immer ein bisschen komisch aus. Er breitet dann die Flügel weit aus, ohne loszufliegen. Seine Federn werden beim Tauchen nass und er muss sie so trocknen. Er kann sehr gut tauchen und auch relativ lang unter Wasser bleiben.

Der Kormoran ist recht groß – ungefähr wie eine Gans – und hat ein schwarzes Gefieder, das schön glänzt. Auffallend ist sein großer Schnabel, der am Ende hakenförmig ist. Besonders schön sind seine türkisfarbenen Augen. Im Wasser sieht er nicht so groß aus wie an Land, da er immer recht tief im Wasser „liegt“. Er hat einfach nicht so viele Luftkammern in seinen Knochen wie andere Vögel.

Der Kormoran kommt an Gewässern im Binnenland und an der Küste vor. Auf Baltrum habe ich auch schon einmal einen „trauernden“ Vogel gesehen. Bei einer Vogelwanderung wurde mir auf Baltrum erzählt, dass sich ein Kormoranpärchen zu einer Saisonehe zusammengefunden hat. Einer der Vögel verstarb aber. Der Partner blieb daraufhin tagelang in der Nähe. Das hat mich damals sehr beeindruckt.

Der Kormoran brütet in Kolonien. Trotz seiner Größe hat er auch natürliche Feinde. Das sind z. B. Füchse, Habichte, Seeadler, Steinadler und Silbermöwen. Hinzukommt der Waschbär, der sich immer mehr in Deutschland ausbreitet und ursprünglich in Nordamerika beheimatet ist. Guck doch mal beim nächsten Spaziergang, ob du den Kormoran auch entdeckst.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 16.01.2025)

Polarkreis

09.01.2025

Wusstest du, dass es Orte gibt, wo die Sonne im Winter nie auf- und im Sommer nie untergeht? Die Rede ist vom Polarkreis, einem Breitengrad. Ein Breitengrad ist eine ausgedachte Linie, die einmal um die Erde reicht. Es gibt zwei Polarkreise, den nördlichen und südlichen, aber nur oberhalb des nördlichen Polarkreises leben Menschen. Johannes Markkanen vom Institut für Geo- und Extraterrestrische Physik der TU Braunschweig erklärt: „Der nördliche Polarkreis verläuft durch Finnland, Schweden, Norwegen, Kanada, Grönland, Russland und Alaska, ein Bundesstaat der USA, der südliche durch kein Land, nur die Antarktis befindet sich unterhalb.” Dass im Winter die Sonne nicht auf- und im Sommer nicht untergeht, erklärt er so: „Die Erdachse ist geneigt. Während des Sommerhalbjahres ist der Pol in Richtung Sonne geneigt, sodass es dort Tag bleibt und die Sonne nicht unter den Horizont sinkt. Im Winter, wenn der Pol von der Sonne weg zeigt, bleibt es hingegen für Wochen oder Monate dunkel. Diese Phänomene nennt man Mitternachtssonne und Polarnacht.“ Durch fehlendes Sonnenlicht im Winter seien viele oft sehr müde, haben weniger Energie, und die Laune sinkt. Während der Mitternachtssonne im Sommer könnten einige auch Schlafprobleme entwickeln. Doch Mensch und Tier könnten sich an diese Phänomene im Laufe der Zeit gewöhnen. Auch Pflanzen passen sich an diese Umstände an.

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 09.01.2025)

Seeigel, wo seid ihr?

02.01.2025

Kennst du das auch zum Jahreswechsel? Du hast dir schon lange etwas vorgenommen und jetzt führst du es endlich durch. Bei mir war es am 30. Dezember so weit. Ich habe zusammen mit einer Kollegin unser Phaeno-Meerwasseraquarium mit einer speziellen Unterwasserkamera gefilmt. Erst war es gar nicht so leicht. Meist waren die Arme dafür einfach zu kurz, um die Kamera möglichst weit unten in das Becken zu halten. Unsere Seeigel habe ich erst mal gar nicht mehr entdeckt. Wir haben zurzeit zwei verschiedene Arten im Aquarium – Kugel- und Pink-Lady-Seeigel. Und ganz ehrlich – das habe ich mir anders vorgestellt.

In Meeresfilmen sieht man die Seeigel meist sehr stachlig über den Meeresboden wandern. Unsere Seeigel haben sich allerdings mit Algenresten und Steinen überhäuft. Nur wenn dieser ganze Haufen anfängt zu wandern, entdeckt man die Tiere. Durch den „Müllhaufen“ sind die Seeigel sehr gut getarnt und mögliche Fressfeinde können sie schlechter finden.

Seeigel gibt es auch in der Nord- und Ostsee. Dort freut man sich beim Baden, wenn man ihnen nicht begegnet. Denn Seeigel haben Stacheln. Diese sind ein effektiver Schutz vor Fressfeinden und werden zudem zur Fortbewegung genutzt. Außerdem sitzen zwischen den Stacheln bewegliche Tentakel mit Saugfüßchen. Der Mund der Seeigel liegt auf der Unterseite. Mit ihm weiden sie meist Pflanzen ab. Das Filmen war eine spannende Erfahrung. An den Ergebnissen müssen wir noch etwas feilen… Meerwasseraquarien kannst du auch im Staatlichen Naturhistorischen Museum in Braunschweig sehen und die vielfältige Unterwasserwelt bewundern.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 02.01.2025)

Ausgerechnet Maronen

19.12.2024

„Heiße Maronen“ oder „Maroni“, so klingt es jetzt auf vielen Weihnachtsmärkten. Ich finde diese Früchte richtig lecker und für mich gehören sie tatsächlich zu einem schönen Marktbesuch zur Weihnachtszeit dazu. Doch was sind Maronen eigentlich? Maronen sind die Nussfrüchte der Edelkastanie. Am Baum sind sie mit einer sehr stacheligen Hülle umgeben.

Man kann sie sich entweder heiß auf dem Markt kaufen oder auch selbst im Backofen zubereiten. Dafür muss man sie nur über Kreuz einritzen und bei etwa 200 °C 20 Minuten erhitzen. Danach lassen sie sich gut schälen. Achtung heiß!

Mit den Kastanien von der Rosskastanie sind sie nicht näher verwandt. Und diese Früchte sind für den Menschen auch nicht essbar. Der Baum der Edelkastanie wächst ca. 15 bis 25 Meter hoch, kann aber auch größer werden. Die leicht ledrigen Blätter sind lanzettlich und am Rande gesägt. Auch in Braunschweig kann man Edelkastanien im Stadtgebiet finden. Sie wird aber (noch) eher selten gepflanzt.

Die Edelkastanie ist nämlich wärmeliebend. Sie wird deswegen wahrscheinlich immer mehr Beachtung in der Forstwirtschaft in Deutschland finden. Denn aufgrund des Klimawandels wird es in Deutschland auch immer mehr Sommertrockenheit an Waldstandorten geben. Und gerade solche Standorte liebt die Edelkastanie. Wenn es zu kühl wird, reifen ihre Früchte allerdings nicht. Die Früchte sind sehr stärkereich und extrem sättigend. Und hast du sie schon einmal gegessen? Wenn nicht, jetzt ist die beste Zeit, sie einmal auf Weihnachtsmärkten zu probieren.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 19.12.2024)

Dr. Schimpanse

16.12.2024

Wenn du ein Haustier zu Hause hast, hast du das vielleicht schon einmal beobachtet. Plötzlich frisst das Tier etwas anderes als erwartet. Unser Hund hat auch manchmal plötzlich ein ganz bestimmtes Gras gefressen. Forscher nehmen an, dass hinter diesen Handlungen oft ganz bewusste Entscheidungen für die Gesundheit des Tieres stecken. Dies zu beweisen, ist aber gar nicht so einfach. Bei Sumatra-Orang-Utans und Schimpansen sind solche Nachweise Forscher:innen gelungen. Orang-Utans und Schimpansen gehören zu den Menschenaffen. Der Sumatra-Orang-Utan ist tagaktiv und schwingt sich gerne von Ast zu Ast im Wald. Ganz selten betritt er den Boden, da es auf Sumatra einen natürlichen Feind gibt: den Sumatra- Tiger. Leider sind diese beeindruckenden Tiere vom Aussterben bedroht, da der Lebensraum massiv abgeholzt wird. In einem geschützten Regenwaldgebiet machten Forscher vom Max-Planck-Institut in Konstanz eine erstaunliche Entdeckung: Ein männlicher Orang-Utan behandeltet seine Gesichtswunde mit einer Liane. Er zerkaute intensiv die Blätter und legte sie sich aufs Gesicht.

Auch bei Schimpansen wurden im Regenwald von Uganda von anderen Forscher beobachtet, dass Schimpansen ganz gezielt Krankheiten mit bestimmten Pflanzen behandeln. Für diese Beobachtungen war ein hoher Aufwand nötig. Die Forscher bestimmten, was die Affen normalerweise fraßen. Wenn sie dann plötzlich etwas anderes zu sich nahmen, wurden diese Pflanzen genau untersucht. Das Ergebnis: Viele der Pflanzen, die die Schimpansen aßen, wenn sie krank waren, töteten Bakterien ganz gezielt ab. Toll, was unsere nahen Verwandten alles können, oder?

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 05.12.2024)

So ein Theater

28.11.2024

Woran denkst du, wenn du ans Theater denkst? Vielleicht an ein großes Haus, eine Bühne mit Vorhang und weich gepolsterten Sitzen – so kennen wir es heute. Das ist allerdings nicht immer so gewesen. Theater in der griechischen Antike waren immer unter freiem Himmel, sogenannte Freilufttheater. Bernadette Descharmes vom Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig erzählt: „Die Größe dieser Theater hing immer von der Größe der Stadt ab.” Es gab also große und kleine Theater, je nachdem in welcher Stadt man sich befand. „Sie waren meist rund oder halbrund wie eine Arena und die Bühne, auch Skené genannt, teilweise überdacht, um vor Regen oder Sonne zu schützen. Außerdem gab es oft Seilzüge oder Kräne, um Objekte für die Aufführung herauf- oder herabzulassen. Wichtige Personen durften immer in der ersten Reihe sitzen.” Aufführungen fanden nicht wie heute das ganze Jahr über statt. „Im antiken Athen gab es sie meist im Januar und Februar sowie im März und April während der Dionysien, welche Festspiele zu Ehren des griechischen Gottes der Freude, Dionysos, waren. Die Aufführungen gingen oft von morgens bis abends, mehrere Tage am Stück”, erklärt Bernadette Descharmes. Manche Forscher behaupten, nur Männer durften das Theater besuchen. Bernadette Descharmes ist sich sicher, dass alle, also auch Frauen, Kinder und Sklaven, gehen durften. Kinder durften sogar im Chor auf der Bühne mitmachen. Frauen jedoch durften nicht als Schauspielerinnen auftreten. So wurden alle Rollen von Männern gespielt.

Haus der Wissenschaft: Deutsch

 

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 28.11.2024)

Herbstblätter

26.11.2024

Letzte Woche habe ich einen großen Brief von meiner Mama bekommen. Beim Öffnen flatterten ein paar herbstlich gefärbte, trockene Blätter heraus. Sie stammen von einem Tulpenbaum. Hast du schon einmal einen Tulpenbaum entdeckt? Die großen Blätter sehen unverkennbar aus. Sie sind fast rechteckig und bis zu 15 Zentimeter lang. Am Ende haben sie meist vier Zipfel. Der Baum wird in Deutschland und ganz Europa als Zierbaum gepflanzt, da er wunderschön aussieht. Der Baum wächst besonders als Einzelbaum zuerst kegelförmig. Im Herbst färben sich die Blätter leuchtend gelb. Ab April/Mai erfreut der Baum durch glockige Blüten. Der Baum kommt ursprünglich aus Nordamerika und wird viel in der holzverarbeitenden Industrie verwendet. Bei uns wird er nun versuchsweise auch großflächiger angepflanzt, da er dem Klimawandel standhalten soll. Wenn du auch so schöne Herbstblätter einmal verschicken möchtest, ist das ganz leicht. Du musst nur ein paar Blätter sammeln und möglichst glatt zwischen eine alte Zeitung legen. Dann stapelst du ein paar Bücher auf die Zeitung. So werden die Blätter gepresst und die Zeitung fängt das austretende Wasser auf. Allmählich trocken so die Blätter und behalten aber eine schöne Form.

Beim Trocknen musst du immer mal wieder nachsehen, ob du nicht mal die Zeitung austauschen musst. Ansonsten könnten die Blätter schimmeln. Die Seite direkt um die Pflanze lass aber unberührt. So ähnlich werden auch Pflanzen für Sammlungen haltbar gemacht, die in den sogenannten Herbarien aufbewahrt werden. Diese Sammlungen sind wichtig, um z. B. neue Pflanzen zu beschreiben oder auch kommenden Generationen zu zeigen, welche Pflanzen wann und wo genau gewachsen sind.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 21.11.2024)

Vor oder zurück

14.11.2024

Bist du schon mal in den Urlaub geflogen und musstest deine Uhr vor- oder zurückstellen? Grund sind zahlreiche Zeitzonen, die unsere Erde zeitlich unterteilen.
Dirk Piester von der PTB erklärt: „Auf unserer Erde gibt es zunächst 24 Zeitzonen, jede 15 Längengrade breit.” Längengrade sind ausgedachte Linien, die die Erde von Nord nach Süd in gleichmäßige Abschnitte unterteilen. Der wichtigste Längengrad ist der Nullmeridian, der durch Greenwich in England verläuft, in der Nähe von London. An ihm orientiert sich die Einteilung aller anderen Längengrade.
„Die tatsächlichen Zeitzonen enden allerdings nicht exakt nach jeweils 15 Längengraden”, erzählt Piester, „sondern orientieren sich meist an Ländergrenzen.” Innerhalb einer Zeitzone gilt die gleiche Uhrzeit, das gleiche Datum. Berlin und Amsterdam liegen in der gleichen Zeitzone, weshalb die Zeit dort dieselbe ist. Berlin und London liegen nicht in der gleichen Zeitzone, London liegt eine Stunde hinter Berlin. Die Zeit in Berlin wird mit UTC + 1h gekennzeichnet, da diese eine Stunde von der koordinierten Weltzeit (UTC) abweicht. Die UTC geht vom Nullmeridian in Greenwich, London aus. Dort gilt die koordinierte Weltzeit. Tokio in Japan liegt in der Zeitzone UTC + 9h, weswegen es dort 9 Stunden später als am Nullmeridian ist und 8 Stunden später als bei uns. Das Einteilen der Zeitzonen haben Menschen übernommen. „Sie wurden im Jahr 1884 auf einer Konferenz in den USA festgelegt, um Eisenbahnen eine allgemeingültige Zeit für Fahrpläne zu geben, damit sie sich auf den Schienen nicht kreuzen“, erklärt Piester.

Haus der Wissenschaft: Deutsch

 

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 14.11.2024)

Stachelritter

07.11.2024

Letzte Woche habe ich bei Sonnenschein ganz früh am Morgen noch einen Igel gesehen. Ehrlicherweise habe ich mich über den Stachelritter nicht so richtig gefreut. Denn der könnte eigentlich schon in einem Winterquartier sein und genauso wie seine Kollegen Winterschlaf halten. Igel ziehen sich deswegen schon ab Oktober zurück. Der Körper senkt dann für den Winterschlaf die Atmungsfrequenz, den Herzschlag und die Temperatur ab. So spart der Igel Energie, damit er mit seinen Fettreserven gut über den Winter kommt.

Erst im März/April tauchen die Igel wieder auf und gehen auf Nahrungssuche. Igeljunge werden am häufigsten im August geboren. Die Kleinen haben zwar schon Stacheln, aber die sind erstmal weich. Da Igel zu den Säugetieren gehören, trinken sie auch am Anfang Milch bei der Mama. Igel ernähren sich in der Natur hauptsächlich von Insekten, Spinnen, Würmern und auch Schnecken. Daher rät der Bund Naturschutz auf seiner Webseite dazu, die Gärten naturnah zu gestalten, damit sie auf natürliche Art und Weise ihre spezielle Nahrung finden. Außerdem braucht ein Igel natürlich eine gute Versteckmöglichkeit wie dichte Hecken, Laub- oder Reisighaufen, um über den Winter zu kommen. Der Igel hat einen sehr guten Geruchsinn. Der steht an erster Stelle, damit er sich orientieren und seine Nahrung finden kann. Wichtig für ihn sind auch sein Gehör und auch der Tastsinn. Für das nachtaktive Tier ist gutes Sehen weniger wichtig. Hoffentlich haben nun alle Igel einen guten Unterschlupf gefunden und wir können uns darauf freuen, die Igel im nächsten Jahr wiederzusehen.

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 07.11.2024)

Ente und Co.

24.10.2024

Ich habe letzte Woche Urlaub am Ammersee gemacht. Der See befindet sich in der Nähe von München. Beim Mündungsgebiet des Flusses Ammer – daher der Name des Sees – gibt es ein Naturschutzgebiet mit großen Schilfzonen. In diesem Naturschutzgebiet habe ich Kormorane gesehen. Vor diesem Mündungsgebiet und auch zum Beispiel in der Herrschinger Bucht tummeln sich viele weitere Vogelarten im See.

Warum gibt es so viele Arten? Der See bietet unterschiedliche Standorte mit einem breitgefächerten Nahrungsangebot an. Auf dieses Angebot haben sich die verschiedenen Arten spezialisiert. Würden sie alle das Gleiche an denselben Standorten fressen, würden sie sich viel zu viel Konkurrenz machen. Die Stockente und der ausgewachsene Schwan können nicht mit dem ganzen Körper in die Tiefe tauchen. Daher fressen sie nur an der Oberfläche des Sees. Dabei kommt der Schwan durch seinen langen Hals auf eine Tiefe von rund einem Meter! Die Reiherente mit ihrem auffälligen Federpuschel am Kopf kann dagegen schon 10 bis 20 Meter tauchen und der Haubentaucher taucht lange Strecken in Gewässern.

Es gibt noch weitere Gründe für die Artenvielfalt: Die Kolbenente war am Ammersee vor vielen Jahren kaum zu finden, da es vor 1970 noch keine effektiven Kläranlagen gab. Durch diese hat sich die Wasserqualität verbessert und das Nahrungsangebot verändert. Die Ente wurde häufiger und brütet jetzt sogar am See. Im Herbst kommen noch mehr Vogelarten aus dem Norden hinzu, die dort vor der Kälte und dem knappen Nahrungsangebot fliehen. Sie bleiben am See über den Winter oder machen Rast, bevor sie in den Süden ziehen.

Auch in Riddagshausen gibt es an den Teichen viele Wasservögel zu sehen. Guck doch mal, ob du sie dort entdeckst.

phaeno Wolfsburg

 

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 24.10.2024)

Stammbücher

17.10.2024

Viele von euch haben bestimmt schon einmal in ein Freundebuch geschrieben oder ein Freundebuch geführt. Aber wusstet ihr, dass Freundebücher eine interessante Geschichte haben?

Freundebücher, auch Stammbücher genannt, stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden von deutschen Studenten geführt. Oft nutzten sie dafür kleine Bücher im Format A5, etwa so groß wie ein kleines Schulheft. Sabine Jagodzinski und Michael Wenzel, zwei Forscher an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel erklären: „Diese Stammbücher wurden auch als Empfehlungsschreiben genutzt, da viele Studenten ihre Professoren dort unterschreiben lassen haben.” Die Bücher konnten dann anderen Menschen vorgestellt werden, um zu zeigen, wen man alles kennt. Manchmal wurde später auch notiert, ob eine Person gestorben ist oder einen neuen Job hat. Die Bücher waren also vorrangig ein Kommunikationsmittel. Besonders beliebt waren die Unterschriften von Fürstinnen und Fürsten.

In der Herzog-August-Bibliothek liegt ein ganz besonderes Stammbuch: Philipp Hainhofer, Kaufmann und Kunstagent im 17. Jahrhundert, sammelte neben den Unterschriften und Sprüchen auch Kunstblätter. An ihm kann man auch sehen, wie so ein Buch strukturiert war: „Es wurden die Unterschrift, das Datum, der Ort, ein Motto oder Zitat und dazu Gedichte, Musiknoten und Liedzeilen eingetragen”, erklären die beiden Forscher. „Bei Adligen kam oft noch das Wappen als Erkennungszeichen dazu, außerdem zum Beispiel Zeichnungen oder andere kleine Kunstwerke.” Hainhofer hatte sogar verschiedene Stammbücher für verschiedene Personengruppen, für Familie und Freunde, Adlige und Fürsten. „Das originale Große Stammbuch von Hainhofer liegt in einem klimatisierten, sicheren Tresor“, erzählen die beiden Forscher. Man kann es sich digital anschauen.

Haus der Wissenschaft: Deutsch

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 17.10.2024)

Die Oboe

10.10.2024

Die Oboe ist ein Instrument, das nicht jeder kennt. Das Holzblasinstrument spielt in Orchestern eine wichtige Rolle, da es den Ton angibt: Die Oboe spielt das a an und alle anderen Instrumente stimmen ihr Instrument nach diesem Ton. Doch wie kommt man darauf, Oboe zu lernen? Wenn man das Glück hat, in einer Musikschule an einem Tag der offenen Tür dabei zu sein, dann kann man dort auch der Oboe begegnen. Bei so einem Tag darf man mehrere Instrumente ausprobieren. Meine Tochter hat dies an der Städtischen Musikschule in Braunschweig gemacht. Sie war von der Oboe sofort begeistert. Ein Tipp für Eltern: Die Oboe hat eine angenehme Tonlage, so dass das Üben gut auszuhalten ist. Wenn man schon etwas mehr kann, ist der Klang der Oboe einfach nur wunderschön und ganz besonders. Die Oboe wird zumeist in klassischen Orchestern gespielt. Obwohl auch Orchester, die modernere Stücken wie „Bohemian Rhapsody“ von Queen vorführen, die Oboe gut gebrauchen können. Das Instrument aus Holz hat 23 Löcher, die man mit Klappen über die Finger bedient.

Der Ton entsteht dadurch, dass man in ein Mundstück hineinbläst. Dieses ist aber so eng, dass manche Oboisten einen roten Kopf beim Spielen bekommen, weil man so viel Druck aufbauen muss. Das Doppelrohrblatt funktioniert so ähnlich wie ein Grashalm, mit dem man ja auch Töne erzeugen kann. Nur sind es bei der Oboe zwei Blätter. Durch das Hineinpusten fangen diese Rohrblätter an zu schwingen. Dabei entsteht ein Ton. Durch die Klappen und die Technik kann man nun die unterschiedlichsten Töne spielen. Mit diesem Instrument kann man für Orchester sehr begehrt sein. Denn Oboisten gibt es nicht so viele…

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Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 10.10.2024)

Orchester

19.09.2024

 

Hast du das schon einmal beobachtet: Der Dirigent steht vor dem Orchester, zückt einen kleinen, dünnen Stock und fängt an, ihn vor den Musikern hin und her zu schwingen, während das Orchester das Stück spielt?
Warum steht er dort, wofür braucht er überhaupt einen Stock und wie lange dauert es, bis ein Orchester ein Stück gut spielen kann?
 

Der Dirigent sorgt dafür, dass alle Musiker, die im Orchester sitzen, harmonisch zusammenspielen können. Natürlich wissen die Profimusiker durch ihre Noten, was sie tun müssen, aber in einer so großen Gruppe koordiniert zusammenzuspielen ist mit einem Dirigenten deutlich einfacher.

“Der Dirigent bringt die einzelnen Musiker zusammen, damit sie ein großer “Klangkörper” werden,” erklärt Alexander Sinan Binder, der erste Kapellmeister des Braunschweiger Staatsorchesters, “er ist sozusagen der Kapitän des Orchesters.”


“Der Stock in seiner Hand, auch Taktstock genannt, verlängert den Arm des Dirigenten und hilft den Musikern, die Bewegungen einfacher zu sehen. Besonders den Musikern, die etwas weiter hinten im Orchester sitzen und große Instrumente vor sich haben.” 

Von diesen Taktstöcken gibt es verschiedene Arten. Manche sind aus Holz, manche sind besonders leicht und manche sind besonders verziert. Alexander Sinan Binder erzählt, dass jeder Dirigent den Taktstock suchen muss, der zu ihm passt. “Es ist ein bisschen wie bei Harry Potter mit den Zauberstäben, man muss verschiedene ausprobieren, bis man den richtigen findet.”
Außerdem erklärt er, dass nicht jeder Dirigent einen Taktstock benutzt, es ginge auch nur mit den Händen und Armen. So hat man nämlich den Vorteil, dass man sich freier bewegen kann und der Taktstock fliegt nicht aus der Hand, was versehentlich passieren kann.


Aber wie lange dauert es, bis ein Orchester ein Stück gut kann?
Alexander Sinan Binder antwortet: “Das ist ganz abhängig vom Stück. Es kommt auf die Länge, den Stil und die Fähigkeiten des Orchesters an.”
Vorher üben die Musiker erst einmal für sich.

In Braunschweig ist das Orchester sehr gut und erfahren und braucht oft nur wenige Proben, um selbst schwierige Stücke zu meistern. 

Autor*in: Henriette Langer
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 19.09.2024)

Die Waldrebe

12.09.2024

 

Rosen riechen oft sehr gut. Sie verströmen einen angenehmen Duft. Doch bei manchen blühenden Pflanzen ist man sich da nicht so sicher, oder? Ich finde zum Beispiel den Geruch von den Blüten des Holunders sehr gut. Im Moment blüht (noch) die Waldrebe, eine Liane, an vielen Standorten mit kleinen weißen Blüten. Als ich an ihren Blüten gerochen habe, war ich mir nicht so sicher, ob ich das noch angenehm fand. Der Geruch war eigenartig parfümartig, aber mit einem eher unangenehmen zusätzlichen Duftstoff. Aber sei vorsichtig. Man sollte die Pflanze nicht abbrechen, denn ihr Saft kann die Haut reizen. Außerdem ist die Pflanze auch giftig. Die Blüten der Liane ziehen mit ihrem Duft sehr viele Insekten an. Schmetterlinge, Honigbienen, Käfer und Fliegen laben sich an ihrem Nektar. In Gärten ist sie oft nicht ganz so beliebt, da die Kletterpflanze sehr viel Raum einnehmen kann. Irgendwann kann sie sogar die Oberhand gewinnen und andere Pflanzen regelrecht „ersticken“. Ihr Stamm kann etwa zehn Zentimeter dick werden. Wenn sie sehr üppig wächst und sich in die Höhe rankt, denkt man an Lianen aus dem Dschungel. Spannend sind ihre Früchte. Die kleinen Nüsschen tragen sehr stark verlängerte silbrig glänzende Griffel, die an seidige Fäden oder Spinnenbeine erinnern. Diese Griffel werden später sehr flaumig und weich. Mit diesen flaumigen Griffeln werden die Nüsschen vom Wind weggetragen. Vögel sammeln sie manchmal für ihre Nester ein. Die Früchte sind an der Pflanze bis ins Frühjahr zu sehen. Die Pflanze kann an Böschungen oder in Auwäldern ein Paradies für Vögel und Insekten sein.

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 12.09.2024)

Familienglück

29.08.2024

Als ich letzte Woche am Maschsee in Hannover spazieren ging, kam mir eine kleine Haubentaucherfamilie auf dem See etwas seltsam vor. Mama Haubentaucher hatte beim Schwimmen zwei Küken vor sich und zwei auf dem Rücken, die gerade auf ihr fast ganz verdeckt von ihren Federn schliefen. So weit war noch alles normal. Doch warum bewegte sich die kleine Familie kaum von der Stelle? Plötzlich veränderten die Ereignisse sich so schnell, dass ich mich wie in einem Minitierfilm über Haubentaucher fühlte. Papa Haubentaucher tauchte aus dem Wasser mit einem dicken Weißfisch im Schnabel auf. Zügig schwamm er auf die kleine Gruppe zu. Wer würde jetzt wohl den Fisch bekommen? Ein schwimmendes Küken löste sich von der Gruppe, sperrte den Schnabel auf und verschlang den ganzen Fisch auf einmal. Sofort machte sich Papa Haubentaucher wieder auf die Jagd und schwamm wieder in Richtung Mitte des Sees. Das war also der Grund, warum die Gruppe immer an einer Stelle blieb. Ansonsten hätte der erfolgreiche Jäger keine Chance gehabt, die Gruppe nach erfolgreichem Tauchgang wiederzufinden.

Nun war das gefütterte Küken satt und wollte sich auch auf Mamas Rücken ausruhen. Ein schlafendes Küken wurde unsanft geweckt und erfolgreich aufgefordert, doch auch einmal schwimmen zu gehen. Das satte Küken schlief dann sofort auf dem Rücken der Mama ein. Eine halbe Stunde später, als ich auf dem Rückweg war, war die kleine Familie immer noch an der gleichen Stelle zu finden und wartete geduldig auf Nahrung.

Haubentaucherküken sind sogenannte Nestflüchter. Die Küken können sofort nach dem Schlupf schwimmen und etwa sechs Wochen später auch tauchen.

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 29.08.2024)

du bist mîn

23.08.2024

Wie haben die Leute im Mittelalter gesprochen? Diese Frage beantwortet uns Wiebke Ohlendorf aus dem Institut für Germanistik der TU Braunschweig. Im Mittelalter haben die Menschen je nach Region verschiedene Dialekte gesprochen und geschrieben. Im hohen Mittelalter, in der Zeit von etwa 1150 bis 1350, im Süden von Deutschland Mittelhochdeutsch. Vor dieser Zeit sprach man dort noch Althochdeutsch. Im Norden von Deutschland wurde vom 13. bis 17. Jahrhundert Niederdeutsch gesprochen. In Braunschweig findet man heute noch Inschriften auf Mittelniederdeutsch, zum Beispiel an der Michaeliskirche.

Ab 1650 begann man unsere heutige Sprachstufe, das Neuhochdeutsche, zu sprechen. Neue Wörter kamen und kommen aber immer wieder zur Sprache hinzu. Wusstest du, dass einige Wörter sowie Sprüche, die wir heute noch kennen, aus mittelalterlicher Zeit stammen? Zum Beispiel wurde das Wort „Urlaub“, welches damals „urloup“ hieß, von Rittern genutzt, um bei ihrem Herrscher um Erlaubnis zu bitten, zu einer Reise aufbrechen zu dürfen. Inzwischen hat das Wort eine ganz andere Bedeutung. Auch der bekannte Spruch „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ hat einen mittelalterlichen Ursprung. Im „Trojanerkrieg“ von Konrad von Würzburg hieß es: „wâ noch der apfel walzet hin, er dræjet nâch dem stamme sîn“, was übersetzt bedeutet: „Wo auch immer der Apfel hinfällt, er rollt zu seinem Stamm“.

Andere auffällige Unterschiede in der heutigen Sprache zu damals sind Veränderungen der Vokale. So hieß es in einem mittelhochdeutschen Lied zum Beispiel „du bist mîn, ich bin dîn“, was sich zum Neuhochdeutschen heute in „du bist mein, ich bin dein“ veränderte.

Autor*in: Shirley Mylius
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 23.08.2024)

Flinker Kerl

15.08.2024

Der Sandregenpfeifer, ein Watvogel, sieht sehr auffällig aus. Durch seine Maske erinnert er ein bisschen an Bankräuber wie die Panzerknacker aus Comicheften. Ich hatte auf Norderney den Luxus, ihn bei einer Vogelexkursion durch ein großes Fernrohr – ein sogenanntes Spektiv – sehen zu können. So konnte ich jedes Detail seines Aussehens begutachten. Besonders der orange Schnabel mit schwarzer Spitze und die schwarze Maske blieben mir im Gedächtnis. Der flinke, kleine Kerl ist auch auf den Ostfriesischen Inseln selten geworden.

Es mangelt an ungestörten Brutplätzen. Vor einigen Wochen legte ein Sandregenpfeiferweibchen vier Eier in ein Nest auf den Boden in der Nähe der Segelschule der Insel. Ein denkbar schlecht geeigneter Ort. Denn es ist zu viel Betrieb am Strand. Das Nest ist nur eine unauffällige Bodenmulde. Die Eier sind auf dem Sand durch ihre Sprenkel zwar gut getarnt, aber so kann es schnell passieren, dass jemand auf die Eier tritt. Vogelschützer haben vor einigen Wochen jedoch rund um das Gelege einen Zaun aufgestellt. Außerdem wurde auch direkt über das Gelege ein Käfig aufgebaut. Damit hat man auf der Insel schon gute Erfahrung gemacht. Denn weder der Zaun noch der Käfig stört den Vogel. Er kommt durch das Gitter oder die Maschen bequem hindurch. Große Räuber wie Möwen oder Füchse bleiben aber außen vor. Der Bruterfolg ist bei diesem Gelege groß: Ich sah auf der Vogelwanderung vier Küken, die neben einem Elternteil auf dem Sand hin und her liefen.

Die Küken haben das Nest direkt nach dem Schlupf verlassen und lernten gerade, was sie so alles fressen können. Der Bruterfolg macht Hoffnung, dass bald wieder mehr Vögel auf der Insel brüten.

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 15.08.2024)

Die Wahl haben

08.08.2024

Hast du das Wort „Demokratie” schon einmal gehört? Heute verstehen wir darunter, dass wir Personen wählen, die die Interessen der Bürger vertreten und wichtige Entscheidungen treffen. Das Wort “Demokratie” ist 2.500 Jahre alt, hat damals aber etwas anderes bedeutet. Prof. Dr. Wienand vom Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig erzählt dazu: „Vor etwa zweieinhalbtausend Jahren entstand im antiken Griechenland eine besondere Form der städtischen Selbstverwaltung: die „Demokratie”, was übersetzt „Herrschaft der Bürger” bedeutet.

Die neue Regierungsform wurde in der Stadt Athen entwickelt, dort wurden die Entscheidungen durch Mehrheitsbeschluss getroffen. Anders als heute wurden die Beschlüsse also nicht von politischen Vertretern, sondern von den Bürgern selbst in Abstimmungen gefasst.” Dabei konnten die Bürger im Grunde alles anordnen, was sie wollten. Sie ließen sich dabei immer wieder zu Krieg und Plünderungen anstacheln. Allerdings durften nur Personen mit vollen Bürgerrechten daran teilnehmen. Das waren ca. 50.000 ausschließliche männliche Bürger (ungefähr so viele, wie Wolfenbüttel Einwohner hat). Von diesen erschienen regelmäßig 3.000 bis 6.000 zur Abstimmung. Frauen und Sklaven waren nicht berechtigt, an Entscheidungen teilzunehmen, da sie nicht als Vollbürger der Stadt zählten. In der Antike war die Demokratie, wie sie in Athen praktiziert wurde, nur ein relativ kurzlebiges politisches Experiment. Und glücklicherweise verstehen wir die Demokratie heute ganz anders: Auch Frauen dürfen wählen, politische Entscheidungen müssen sich am Grundgesetz orientieren und werden von Gerichten überprüft. Regierungen können heute nicht einfach beschließen, was sie wollen.

Autor*in: Shirley Mylius
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 08.08.2024)

Seehunde

01.08.2024

Auf der ostfriesischen Insel Norderney gibt es im Osten die Seehundbänke. Dort tummeln sich viele von ihnen. An den Badestränden für die Touristen lassen sich normalerweise keine Seehunde blicken. Ich habe mir am Weststrand einen Strandkorb gemietet und vor einer Woche dort das schöne Wetter genossen.

Gegen Abend, als die Badezeit schon vorbei war, gab es plötzlich einen kleinen Menschenauflauf am Strand. Ich sah von meinem Strandkorb aus, wie ein Seehund am Strand auftauchte. Er robbte sehr weit nach oben auf den Strand, legte sich hin und fing einfach an zu schlafen. Doch die Menschen um ihn herum waren sehr besorgt. Die Polizei wurde gerufen, denn er könnte ja verletzt sein. Diese tauchte dann auch auf und bat alle Leute, nachdem sie den Seehund begutachtet hatten, einfach weiterzugehen. Schon bald wurde es dunkel und nur der Seehund blieb am Strand zurück. Am nächsten Morgen sah ich zufällig ein Plakat beim Strandkorbverleih, das mir sehr gut gefallen hat. „Ihr betretet am Strand mein Schlafzimmer“, erklärte dort ein Seehund. Der Seehund will sich also am Strand einfach von der anstrengenden Jagd im Meer ausruhen und wusste nicht, dass so viele Menschen an „seinem“ Strand baden wollten. An diesem Morgen war er auch schon wieder ins Meer verschwunden. Ich hoffe, dass er einen etwas ruhigeren Strand gefunden hat. Eine wichtige Sache fiel mir aber noch wieder ein: Der Seehund hatte sich sehr geschickt an den Strand gelegt. Er hatte vorgesorgt und sich so weit nach oben gelegt, so dass ihn auch das ansteigende Wasser bei der Flut im Schlaf nicht überraschen konnte. Ganz schön clever, oder?

Autor*in: Andrea Behrens
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 01.08.2024)

Alte Römer

25.07.2024

Kennst du das römische Reich? Prof. Dr. Johannes Wienand aus dem Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig erklärt uns: „Das Römische Reich erstreckte sich über den gesamten Mittelmeerraum und war so groß, dass es weite Teile Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens umfasste.” Mehrere Jahrhunderte hätten die Bürger der Stadt Rom gebraucht, dieses riesige Reich aufzubauen. Eine starke Armee und technologische Innovationen hätten dazu beigetragen.

Vor zweitausend Jahren hatten die Römer schon viele Dinge, die wir auch heute noch täglich benutzen. Sie trugen ähnlichen Schmuck und nutzten ähnliches Geschirr und Besteck wie wir heute. Reiche Leute hatten sogar Fußbodenheizungen in ihren Villen und Tageskilometerzähler in ihren Kutschen. Auch Bücher, die man auf- und zuklappen kann, wurden von den Römern erfunden. Vorher wurden Schriften auf Papyrus verfasst und gerollt.

Auch nachdem das römische Reich nach und nach zerfiel, orientierten sich die nachfolgenden Epochen an den kulturellen Errungenschaften der römischen Baukunst, an der römischen Literatur und der lateinischen Sprache, erklärt Wienand. Heute sehen wir die römische Politik und das Streben nach Macht kritisch, denn das römische Imperium war geprägt von starken Ungleichheiten zwischen Römern und Nichtrömern, Armen und Vermögenden, Männern und Frauen, Freien und Sklaven.

Autor*in: Shirley Mylius
(erschienen in der Braunschweiger Zeitung am 25.07.2024)

Kaninchen

18.07.2024

In Parks der Region kann man Wildkaninchen gut beobachten. Morgens sind sie zeitig wach, tauchen aus ihren unterirdischen Gangsystemen auf und sonnen sich auch mal auf dem Rasen. Ansonsten nutzen sie jede Gelegenheit Gras, verschiedene Kräuter und Blätter zu fressen. Wenn man die kleinen Kaninchen so sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass sie einen fast drei Meter langen Dünndarm und auch einen sehr großen Blinddarm besitzen. Nur so kann die faserreiche Nahrung auch mit Hilfe von Bakterien verdaut werden. Sie produzieren zwei verschiedene Formen von Kot: Es entstehen zum einen die bekannten harten Köttel und zum anderen auch noch weicher Kot, den sie sofort wieder fressen. Durch das wiederholte Verdauen werden noch mehr wichtige Inhaltsstoffe aus der Nahrung, insbesondere Vitamine aufgenommen. Obwohl wir Menschen das „Kotfressen“ als ungewöhnlich empfinden, ist das also sehr wichtig für die Gesundheit der Tiere.

Kaninchen haben viele Feinde wie Marder, Greifvögel und Krähen. Trotzdem sind sie oft sehr zahlreich. Das gelingt nur, da sie sehr wachsam sind und sich außerdem schnell vermehren. Ein Weibchen kann bis zu sechs Mal im Jahr Junge bekommen. Dabei besteht ein Wurf aus bis zu sechs Jungtieren. Ursprünglich kamen Wildkaninchen nur in Spanien und Nordafrika vor. Die Vermehrungsrate und das Aussetzen verhalfen dem Kaninchen zu einer weiten Verbreitung in Europa. In manchen Gebieten der Welt wie in Australien wurden sie sogar zur Plage. Verschiedene Krankheiten verringern den Bestand mittlerweile jedoch immer wieder sehr stark.