Astroherbst (Foto: ©Taneli Lahtinen, unsplash.com)

Astroherbst

Neue Gedankenräume erobern.

Astroherbst

Fast kein Tag vergeht, an dem uns nicht neue Entdeckungen immer tiefer in die Geschichte des Universums blicken lassen. Raumsonden liefern uns faszinierende Bilder fremder Welten, und mit Weltraumteleskopen blicken wir bis in die kosmische Frühzeit zurück. Kaum eine wissenschaftliche Disziplin hat unser Weltbild so grundlegend beeinflusst wie die Astronomie. Immer wieder haben neue Entdeckungen den Menschen dazu gebracht, sein Verständnis des Universums zu revidieren.

Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentiert das Haus der Wissenschaft Braunschweig spannende Vorträge von renommierten Expert*innen, die allgemeinverständliche Einblicke in ihre Wissenschaftsbereiche geben:

Vor 100 Jahren bewies Hermann Oberth mit seinem revolutionären Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“, dass Raumfahrt möglich ist. Können wir heute noch zukunftsweisende Ideen daraus entnehmen? Die größte in diesem Jahr gestartete Forschungsmission ist JUICE – sie soll klären, ob es unter den Eisdecken der Jupitermonde lebensfreundliche Ozeane gibt. An Bord sind Instrumente aus Braunschweig, ebenso wie bei der BepiColombo-Mission zum Merkur. Was tut sich unterdessen Tag für Tag auf der Internationalen Raumstation? Und wie kann uns die Astrofotografie die Faszination des Weltalls erlebbar machen?

Die Vortragsreihe "Astroherbst" geht diesen und weiteren Fragen auf den Grund. Wie immer bleibt im Anschluss an die Vorträge genügend Zeit, Fragen zu stellen und das Gehörte zu diskutieren.

Das Weltall ist bunt – Faszination der Astrofotografie TU Braunschweig

11. Dezember 2023

Der faszinierende Anblick gerade erst entstandener wie auch kürzlich explodierter Sterne, das Bild vielfältiger Gas- und Staubwolken im interstellaren Raum sowie der Vielfalt von Galaxien und Galaxienhaufen in fernen Bereichen des Universums verdeutlichen uns die zeitliche wie auch die räumliche Entwicklung des Weltalls über mehr als 13 Milliarden Jahre. Zweifellos haben große Weltraumteleskope wie das Hubble Space Telescope (HST) und sein stark verbesserter Nachfolger, das James Webb Space Telescope (JWST), diese Entwicklung in den letzten Jahren maßgeblich vorangetrieben. Trotzdem haben auch kleinere und bodengebundene, oftmals von Vereinen betriebene Teleskope wie dasjenige der Hans-Zimmermann-Sternwarte in Braunschweig-Hondelage einen sehr wesentlichen Anteil an der Popularisierung der Astronomie und an der Verbreitung astronomischen Wissens in der Bevölkerung. Wissenschaftlich hochinteressante und gleichzeitig ästhetisch wunderschöne Astrofotografien vermitteln ein lebendiges buntes Bild des Universums, in dem wir leben. Der Vortrag lädt die Zuhörerschaft ein, sich bei Interesse auch selbst einmal in der Astrofotografie zu versuchen.

Referent: Thorsten Schipmann & Thomas Stahr

Die ISS – ALL-Tag auf der Raumstation TU Braunschweig

04. Dezember 2023

Die Internationale Raumstation (ISS) ist seit vielen Jahren im Bewusstsein der ganzen Menschheit gegenwärtig, und von den meisten Ländern der Erde aus kann man sie am Nachthimmel auch sehen, wenn sie vorüberzieht. Viel weniger bekannt ist ihre innere Struktur, die Einteilung in die Module und Labore, die den beteiligten Raumfahrtagenturen gehören, die Arbeitsteilung zwischen den stets multinationalen Besatzungen und die tägliche Routine an Bord. Der Vortrag schildert mit beeindruckendem Bildmaterial, wie ein „Alltag“ auf der ISS unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit abläuft, und lässt gerade deswegen auch alltägliche Routinen wie Hygiene, Haarewaschen, Kochen, Essen und Trinken nicht aus. Auch die Abläufe beim An- und Abdocken von Raumfahrzeugen sowie bei individuellen Außenbordmanövern von Astronauten werden detailliert geschildert. All dies dient der wissenschaftlichen Nutzung der Raumstation, und deren Potential ist noch lange nicht erschöpft, so dass wir die ISS wahrscheinlich viel länger im „aktiven Dienst“ erleben werden, als es ursprünglich geplant war.

Referent: Matthias Gruhn-Creutzburg
Sternwarte St. Andreasberg

BepiColombo – Braunschweig ist unterwegs zum Merkur TU Braunschweig

20. November 2023

Der innerste Planet unseres Sonnensystems, der Merkur, ist bisher viel weniger von wissenschaftlichen Raumfahrzeugen erkundet worden als alle übrigen Planeten (außer Uranus und Neptun). Erst zwei Missionen, zwischen denen drei Jahrzehnte lagen, hatten ihn zum Ziel; und erst die zweite davon erreichte einen Orbit um den Planeten. Der Grund für diese spärliche Aufmerksamkeit ist die schwierige Erreichbarkeit. Wegen der großen Sonnennähe ist ein Transfer von der Erdbahn zur Merkurbahn außerordentlich energieaufwändig und ohne Swing-by-Manöver an Erde und Venus kaum zu realisieren. Jetzt jedoch ist die Mission „BepiColombo – Braunschweig ist unterwegs zum Merkur“, benannt nach dem 1984 verstorbenen Merkur-Experten Giuseppe Colombo, zum Merkur unterwegs und wird ihn Ende 2025 erreichen. Ein europäisches und ein japanisches Modul werden den Planeten dann aus unterschiedlichen Umlaufbahnen unter die Lupe nehmen und seine Geheimnisse ergründen, insbesondere sein Magnetfeld, das Aufschlüsse über den dichten Kern des Planeten liefern soll. Institute der TU Braunschweig sind mit entscheidenden wissenschaftlichen Beiträgen daran beteiligt.

Referent: Dr. Daniel Heyner

Die JUICE-Mission zu den Eismonden des Jupiter TU Braunschweig

13. November 2023

Seit den Voyager-Missionen wissen wir, dass die Galileischen Monde des Jupiter viel aktiver sind, als man es früher je für möglich gehalten hatte. Nach 1995 konnte das Wissen hierüber durch die Raumsonde „Galileo“, die das Jupiter System erstmals aus dem Orbit erkundete, entscheidend vertieft werden. Während der innerste Mond Io sich als die vulkanische Welt des Sonnensystems entpuppte, besitzen die drei Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto, unter ihrer Eisdecke offenbar Ozeane aus flüssigem Wasser. Diese Ozeane bilden eine einzigartige Herausforderung für die weitere Erforschung, denn sie sind mögliche Habitate für außerirdisches Leben. Deshalb ist die europäische Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) seit dem 14. April dieses Jahres unterwegs zum Jupiter, den sie 2031 erreichen soll. An Bord sind hochspezialisierte Instrumente, darunter auch aus Braunschweig, welche die komplexen elektromagnetischen Wechselwirkungen der Monde mit dem Magnetfeld des Jupiter, das sie auf ihrer Umlaufbahn durchqueren, zur Entschlüsselung der Struktur der subglazialen Ozeane nutzen werden.

Referent: Prof. Dr. Ferdinand Plaschke

Die Rakete zu den Planetenräumen. Oberths Ideen von gestern bis übermorgen TU Braunschweig

06. November 2023

Vor genau einhundert Jahren (1923) veröffentlichte Hermann Oberth sein bahnbrechendes
Buch „Die Rakete zu den Planetenräumen“ und bewies damit erstmals physikalisch exakt,
dass die Überwindung der Erdgravitation mit Hilfe mehrstufiger Raketen mit flüssigen
Treibstoffen möglich ist und dass der Mensch mit raketengetriebenen Raumschiffen auch
ferne Ziele im Sonnensystem erreichen kann. Bis dahin hatte der Gedanke der Raumfahrt als
Phantasterei gegolten und zahlreiche Vorurteile und Denkbarrieren hatten die ernsthafte
Auseinandersetzung damit verhindert. Das galt zunächst auch für Oberths Werk, dessen
Annahme als Dissertation auf Grund solcher Vorurteile abgelehnt worden war. Gleichwohl
bedeutete die Veröffentlichung 1923 den Durchbruch der Raumfahrtidee und leitete zahllose
Entwicklungen auf dem Gebiet der Raketentechnik ein, die in der Folge dazu führten, dass in
den 1960er Jahren das Raumfahrtzeitalter tatsächlich beginnen konnte. Einige von Oberths
Ideen waren so visionär, dass sie bis heute nicht verwirklicht worden sind, sodass sie uns
noch heute als Anregung für die Zukunft dienen können.

Referent: Prof. Dr. Joachim Block

ERIG e.V. – vom Hörsaal in den Weltraum

05. Dezember 2022

Arvid Lunding und Moritz Förster  
ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft e.V., TU Braunschweig


Raumfahrtprojekte sind extrem ambitioniert, und die daran aktiv Beteiligten müssen nicht nur ein hohes Maß an innerer Motivation und Begeisterung mitbringen, sondern auch gelegentliche Rückschläge ertragen können, ohne ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Für Studierende der entsprechenden Fachrichtungen sind daher praktische Erfahrungen als Ergänzung der wissenschaftlichen Ausbildung im Studium unbezahlbar. An der TU Braunschweig ist die ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft (ERIG) die studentische Plattform für die Entwicklung von Experimentalraketen, die im Rahmen des STERN-Projekts von der europäischen Startbasis ESRANGE in Kiruna (Nordschweden) aus gestartet werden. Daneben entwickelt die ERIG auch Marsrover und technologische Experimentalplattformen, zum Beispiel für das CREATE-Projekt, mit dem der 3D-Druck von kohlefaserverstärkten Strukturen in der Schwerelosigkeit erprobt werden soll. Im Abschlussvortrag der diesjährigen Astroherbst-Vortragsreihe präsentiert die ERIG ihre faszinierenden Weltraumaktivitäten an der TU Braunschweig – und auch Hardware zum Anfassen. 

Referent

  • Arvid Lunding & Moritz Förster, ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft e.V., TU Braunschweig

Ein Rover für Phobos – auf den Spuren der Herkunft der Marsmonde

28. November 2022

Dipl.-Ing. Olaf Mierheim & Dipl.-Ing. Michael Lange 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Braunschweig 

Der Mars besitzt zwei kleine Monde (Phobos und Deimos), deren Entstehung mancherlei Rätsel aufgibt. Ihre Entstehung gleichzeitig mit dem Mars in der Frühzeit des Sonnensystems ist mit den beobachtbaren Fakten kaum in Einklang zu bringen; aber sie können auch kaum später eingefangene Asteroiden sein. Dieses Rätsel und manche andere  faszinierende Aspekte, zum Beispiel ihre Nützlichkeit als Steuerungsbasis für künftige Operationen auf der Marsoberfläche, machen Phobos und Deimos zu vielversprechenden zukünftigen Raumfahrtzielen. Eine Mission der japanischen Raumfahrtagentur JAXA sieht deshalb vor, die Oberfläche des inneren Mondes Phobos mit einem robotischen Fahrzeug (einem Rover mit etlichen wissenschaftlichen Instrumenten) detailliert zu erkunden. Die Entwicklung dieses Rovers, der schon bei einer Fahrgeschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Sekunde im schwachen Schwerefeld des Phobos abheben würde, obliegt einem europäischen Konsortium mit maßgeblicher Beteiligung des DLR, auch der DLR-Wissenschaftler aus Braunschweig.  

Referent

  • Dipl.-Ing. Olaf Mierheim & Dipl.-Ing. Michael Lange, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Braunschweig

BepiColombo – Braunschweig ist unterwegs zum Merkur

14. November 2022

Dr. Daniel Heyner, 
Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik, TU Braunschweig 

Der innerste Planet unseres Sonnensystems, der Merkur, ist bisher viel weniger von wissenschaftlichen Raumfahrzeugen erkundet worden als alle übrigen Planeten (außer Uranus und Neptun). Erst zwei Missionen, zwischen denen drei Jahrzehnte lagen, hatten ihn zum Ziel; und erst die zweite davon erreichte einen Orbit um den Planeten. Der Grund für diese spärliche Aufmerksamkeit ist die schwierige Erreichbarkeit. Wegen der großen Sonnennähe ist ein Transfer von der Erdbahn zur Merkurbahn außerordentlich energieaufwändig und ohne Swing-by-Manöver an Erde und Venus kaum zu realisieren. Jetzt jedoch ist die Mission „Bepi Colombo“, benannt nach dem 1984 verstorbenen Merkur-Experten Giuseppe Colombo, zum Merkur unterwegs und wird ihn Ende 2025 erreichen. Ein europäisches und ein japanisches Modul werden den Planeten dann aus unterschiedlichen Umlaufbahnen unter die Lupe nehmen und seine Geheimnisse ergründen, insbesondere sein Magnetfeld, das Aufschlüsse über den dichten Kern des Planeten liefern soll. Braunschweig ist mit den Magnetometern des TU-Instituts für Geophysik und extraterrestrische Physik an entscheidender Stelle mit dabei. 

Referent

  • Dr. Daniel Heyner, Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik, TU Braunschweig

Sonnenforschung der extremen Art - Die Solar-Orbiter-Mission und erste neue Erkenntnisse

07. November 2022

Von keinem anderen Himmelskörper hängt das Leben auf unserer Erde so vollständig ab wie von der Sonne. Selbst minimale Schwankungen ihrer Strahlung beeinflussen unser Klima fundamental, und wir sollten deshalb die physikalischen Vorgänge auf ihrer Oberfläche und in ihrem Inneren unbedingt näher erforschen. Trotz dieser Bedeutung für die Menschheit ist die Sonne bis jetzt noch längst nicht so gründlich mit Raumfahrzeugen erkundet worden wie unsere Nachbarplaneten, weil die ungeheuren Temperaturen jede Annäherung extrem schwierig machen. Einen großen Schritt weiter bringt uns hier die europäische Sonnensonde „Solar Orbiter“, die in Kooperation mit der NASA im Februar 2020 gestartet wurde und sich gegenwärtig in großen Bahnschleifen immer näher an die Sonne „heranpirscht“. Dabei steigert sich die Neigung ihrer Bahnebene relativ zum Sonnenäquator immer mehr, um auch die Polregionen der Sonne in den Blick nehmen zu können, die wir von der Erde aus niemals sehen können. Schon heute sind die ersten Ergebnisse der Mission überaus vielversprechend. 

Referent

  • Dr. Joachim Woch, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Göttingen

Asteroidengefahr und Asteroidenabwehr – zwischen Chicxulub und DART-Projekt

31. Oktober 2022

Die Geschichte der Planeten unseres Sonnensystems ist eine Geschichte von Einschlägen – von der Entstehung der Planeten vor viereinhalb Milliarden Jahren bis heute. Das gilt auch für unsere Erde. Zwar hat die Häufigkeit dieser Impakte, die anfangs immens hoch war, im Laufe der Zeit abgenommen, aber immer wieder haben einschlagende Asteroiden und Kometen die Erdgeschichte verändert. Das berühmteste Ereignis dieser Art war der Chicxulub-Einschlag vor 66 Millionen Jahren, der die Tierwelt der Kreidezeit (und damit des Mesozoikums) weitgehend auslöschte und die Erdneuzeit (das Känozoikum) einleitete. Auch heute sind erdbahnkreuzende Asteroiden eine latente Gefahr für die Menschheit, und daraus resultiert eine elementare Herausforderung für die Raumfahrttechnik: Können wir die Bahn potentiell gefährlicher Asteroiden frühzeitig so präzise bestimmen, dass es möglich wird, diese Körper durch aufschlagende Raumfahrzeuge oder durch angedockte Raketentriebwerke rechtzeitig aus der Bahn zu werfen? Das aktuelle DART-Projekt der NASA ist ein wichtiger Schritt auf diesem Wege. 

Referent

  • Prof. Dr. Joachim Block, Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik, TU Braunschweig